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Schienennetzbetreiber in ganz Europa sehen sich aufgrund der Vorgaben des sogenannten „Recast“ (EU RL 2012/34/EU und DVO 2015/909) mit der Herausforderung konfrontiert ihre Entgeltsysteme für Trassen und Serviceleistungen nach deutlich verschärften regulatorischen Vorgaben kalkulieren zu müssen. In vielen Ländern erfordern diese Vorgaben eine grundlegende Überarbeitung der Entgeltsysteme unter erstmaliger Herleitung einer Marktsegmentierung unter Beachtung der Pflicht zur Sicherstellung der bestmöglichen Wettbewerbsfähigkeit des Eisenbahnsektors. Teilweise neu zu entwickelnde anreizorientierte Zu- und Abschläge müssen das Entgeltsystem ergänzen.

Die ÖBB Infrastruktur AG beauftragte ein NERA-Team unter der Leitung von Principal Dominik Huebler und Director Tomas Haug (zusammen mit den Analysten Philipp Kröger und Florian Mockel) gemeinsam mit der Strategieberatung Oliver Wyman ein solches recastkonformes Entgeltsystem zu entwickeln, auf seine Regulierungsfestigkeit zu prüfen und in der Konsultation mit den Marktteilnehmern zu diskutieren. 

NERA hat die ÖBB Infrastruktur AG in Zusammenarbeit mit Oliver Wyman dabei unterstützt ein neues Trassenentgeltsystem zu entwickeln, das den ökonomischen und regulatorischen Vorgaben des Gesetzgebers gerecht wird.

Zu den Aufgaben, die sich in diesem Zusammenhang stellten, gehörten insbesondere die Identifikation, Begründung und Abgrenzung der direkten Kosten, die regulierungskonforme Definition von Marktsegmenten und die Bestimmung segmentspezifischer Tragfähigkeitszuschläge, die sich an der wirtschaftlichen Tragfähigkeit der betroffenen Eisenbahnverkehrsunternehmen orientieren.

Die Aufteilung des Marktes in insgesamt sechs Segmente (vier im Personen- und zwei im Güterverkehr) erfolgte unter Einbeziehung verschiedener Nachfrage- und Verkehrscharakteristika unter Abwägung von Effizienz- und Nichtdiskriminierungsgesichtspunkten. Zur Ermittlung der relativen Tragfähigkeiten wurden eine Vielzahl akademischer Studien zur Nachfrageelastizität in verschiedenen Markt-segmenten sowie zu den Kostenstrukturen der Segmente ausgewertet.

Zudem wurden die Auswirkungen von Preisänderungen auf Verkehrsmuster umfassend simuliert. Schließlich wurden die Erkenntnisse unter Einhaltung eines Gleitpfads zur Vermeidung von Preissprüngen in einen effizienten, transparenten und benutzerfreundlichen Entgeltkatalog zu übersetzt. 

Im August 2016 hat die ÖBB Infrastruktur AG bei der Schienen Control Kommission ihr Konzept für das neue Entgeltsystem eingereicht, welches ab 2018 die Bepreisung der österreichischen Eisenbahninfrastruktur regeln soll. Die Regulierungsbehörde hat das Entgeltsystem im Dezember 2016 genehmigt.